Sonntagsschutz
Debatte um Sonntagsschutz neu entfacht
Einzelhändler fordern mit der Initiative „Selbstbestimmter Sonntag“ mehr verkaufsoffene Sonntage. Demnach sollen die Ladenöffnungszeiten liberalisiert werden und der Sonntag als Verkaufstag vollständig freigegeben werden. „Dieses Motto ist perfide. Legt es doch nahe, dass diejenigen, die für den Sonntag als Ruhetag eintreten, mündige Bürger nur gängeln wollen. Demgegenüber erscheinen die Sonntagsverkäufer als Verfechter von Freiheit und Selbstbestimmung“, sagt der Bergsträßer Dekan Arno Kreh.
„Sonntag ist kein Tag wie jeder andere“
Für die Initiative „Selbstbestimmter Sonntag“, zu der unter anderem Kaufhof und Karstadt gehören, sind verkaufsoffene Sonntage Teil der Freizeitgestaltung, bei denen sich der Konsument frei entfalten könne. Dahinter stehe ein grundverschiedenes Verständnis von Freiheit, erklärt Kreh. „Uns geht es nicht um die Freiheit, am Sonntag kaufen und verkaufen zu können. Wir treten für die Freiheit ein, am Sonntag einen gemeinsamen Tag für die Familie und Freunde zu haben. Einen freien Tag der Gemeinschaft, der Besinnung und Muße. Familien nutzt es gar nichts, wenn die Kinder am Sonntag frei haben, der Vater am Montag und die Mutter am Dienstag. Menschen sind mehr als bloße Konsumenten. Wir brauchen um der Menschen willen einen gemeinsamen freien Tag.“
Ladenöffnungsgesetz auf dem Prüfstand
Mit einem weitgehend liberalisierten Sonntagsverkauf wollen die Händler nach eigenen Angaben dem boomenden Online-Handel den Kampf ansagen. Begründung: Am Sonntag werde online am meisten bestellt. „Ausgeliefert werde aber frühestens am Montag. Denn Sonntag besteht ein LKW-Fahrverbot.“, betont Kreh. „Wer den Sonntagsverkauf für den stationären Handel freigeben will, muss damit rechnen, dass irgendwann die Online-Händler Waffengleichheit fordern und ihre Laster auch sonntags kreuz und quer durch Hessen schicken wollen.“
In Hessen sind nach dem geltenden Ladenöffnungsgesetz vier verkaufsoffene Sonntage pro Jahr möglich – allerdings nur zu besonderen Anlässen wie Messen oder Märkten. Dieses Gesetz läuft Ende 2019 aus. Im nächsten Jahr will die Landesregierung überprüfen, ob es verlängert oder verändert wird. In Nordrhein-Westfalen hat sich die neue CDU/FDP-Koalition inzwischen darauf verständigt, statt vier künftig acht verkaufsoffene Sonntage im Jahr zu ermöglichen.
Das Evangelische Dekanat Bergstraße ist Gründungsmitglied der Allianz für den freien Sonntag in der Region Starkenburg. In der Gründungserklärung heißt es: „Die Zahl derjenigen, die sonntags und am Wochenende arbeiten müssen, steigt stetig. Die „Rund-um-die- Uhr-Gesellschaft“, die immer weniger verlässliche gemeinsame freie Zeiten für die Familie, die Freunde und die Freizeitgestaltung kennt, wird durch eine starke Zunahme von Samstags-, Abend- und Nachtarbeit begleitet. Dieser Entwicklung wollen wir entgegenwirken und uns für den gemeinsamen freien Sonntag und das freie Wochenende einsetzen. Es geht darum, den Rhythmus zwischen Arbeit und Ruhe um der Menschen willen zu erhalten und den Menschen eindeutig in den Mittelpunkt allen wirtschaftlichen Handelns zu stellen.“